Aus dem Vollen schöpfen

Die Skulptur „Aus dem Vollen schöpfen“ ist Symbol und Mahnmal, die Natur als Lebensgrundlage zu begreifen und die Menschheit als Teil dieser Natur zum sinnvollen Umgang mit ihr anzuhalten.

Zwei 6 Meter hohe Schöpflöffel am Ufer des Chiemsees greifen in die Erde, als wenn jemand eine Suppe auslöffelt, bis der Teller leer ist. Die gepflanzten Bäume sind Lebenssymbol und Metapher für Nahrung. So wurden Obstbäume, ein Apfel- und ein Birnbaum, gepflanzt, die von den Besuchern auch abgeerntet werden können.

Der Löffel war seit jeher Sinnbild des Lebens. Den Löffel abgeben heißt nicht mehr in der Lage sein Kraft durch Lebensmittel zu sich zu nehmen. Der Besitz eines Löffels war früher an das eigene Leben gebunden, jeder hatte seinen Löffel um zu Essen. Starb der Besitzer "gab er den Löffel ab" – der Löffel wurde verwahrt als Andenken an den verstorbenen Besitzer oder noch früher als Grabbeigabe mit auf den Weg ins Jenseits gegeben.

Eine ebenso hoffnungsvolle Bedeutung hat der Löffel als Möglichkeit etwas nachträglich auszulöffeln. Hat man sich eine Suppe eingebrockt – hat man einen Fehler gemacht – so gibt einem der Löffel die Möglichkeit diese Suppe wieder auszulöffeln. Der Löffel als Werkzeug um wieder gut zu machen – um nachträglich Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Mit den Jahren hat sich das Verhältnis von den Bäumen und dem verbindenden Metalllöffel verändert. Während die Bäume wuchsen, änderten die Löffel lediglich ihre Oberflächenbeschaffenheit durch Umwelteinflüsse. Auch mit dem Wechsel der Jahreszeiten ergeben sich immer neue interessante Perspektiven für den Betrachter.

Roland Mayer wurde 1954 in Burghausen geboren und hat sich nach seiner Bildhauerausbildung kontinuierlich den Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien gewidmet. Für chiemseeart und die Gemeinde Seeon-Seebruck hat Mayer die raumgreifende Installation „Aus dem Vollen schöpfen“ entworfen und im Juni 2005 realisiert.

Die Skulptur „Aus dem Vollen schöpfen“ von Roland Mayer befindet sich im Kurpark Seebruck an der Römerstraße.